Trotz Not und Elend zeigt sich der Verein spendabel

Der Schreiber des Vorstandbuches vermerkte am 22. Juli 1922, "dass für eine Sammlung zur Kriegergedenktafel vom Verein finanziell nichts beigetragen werden könne.". Der Chronist berichtete aber weiter, "doch fanden sich die Mitglieder bereit, einzutreten (finanziell)für Ihre auf dem Feld er Ehre gebliebenen Kollegen". Trotz der Ebbe in der Vereinskasse wurde für minderbemittelte Schulkinder und für Kirchmusikalien auf Antrag von Lehrer Hoffmann vom Verein eine Summe von 10.000 Mark (Inflationsgeld!!) aufgebracht. Auch Angehörige verstorbener Mitglieder wurde vom Verein bereits seit 1907 eine finanzielle Unterstützung zuteil. Noch bis zum heutigen Tag erweist der Verein seinen Toten die Ehre mit einer Kranzspende und einem Trompetensolo.

Wie groß damals die Not in der Vereinskasse war, verdeutlichte ein weiteres Beispiel. Für die reparaturbedürftige Vereinsfahne musste, nach einer Aufzeichnung vom 3. März 1923, eine Getreidesammlung "zur Begleichung der anfallenden Auslagen" veranstaltet werden. Bei der anstehenden Fahnenweihe nach der Reparatur wurde der Fahne, trotz anfänglicher Ablehnung, weil die Bilder auf der Fahne beim Dollnsteiner Pfarre wenig Gegenliebe fanden, am 29. Juli 1923 dennoch der kirchliche Segen erteilt. Zuvor musste allerdings eine Seite der Fahne abgeändert werden. Das Fahnenbild wurde auf ein Motiv mit der Dollnsteiner Burg und der Aufschrift: "Treu der Heimat" umgestaltet. Das Fahnenbild zeigt weiter den über der Birg thronenden Petrus und dem Spruch: "Treu dem Glauben".
Die Rückseite der Fahne allerdings blieb unverändert. Zur Fahnenweihe waren 25 auswärtige Vereine eingeladen, so jedenfalls ist es im Bericht des Protokollführers nachzulesen.

Aber auch bei den Veranstaltungen erfolgten Abstriche wegen der Geldnot. Als eine Folge wurde die Kirchweihmusik von bisher zwei auf nur einen Tag gekürzt. Selbst beim Monatsbeitrag wurde aufgrund es stetig steigenden Geldwertverfalles ein Vergleichswert ab 1. Juli 1923 der jeweils gültige Bierpreis für einen halben Liter herangezogen. Auch das Hochzeitsgeschenk für ein Mitglied wurde auf die Höhe des Preises für eine Halbe Bier reduziert. Am 15. November 1923 endlich hatte der Inflationsspuk ein Ende. Eine Billion Papiermark aus dem wertlosen Inflationsgeld konnten gegen eine Gold- oder Rentenmark eingetauscht werden.