Erd- und Landschaftsgeschichte der Dollnsteiner Region
Urzeit
Dort wo heute Berg und Tal die heimische Landschaft gestalten, erstreckte sich vor Millionen von Jahren ein gewaltiges, aber verhältnismäßig flaches Meeresbecken, das "Jurameer" mit kuppelförmigen Kalkriffen aus Kiesel- und Blaualgen an seinen Rändern. Auf dem Grund dieses "Urmeeres" lagerten sich Kalkschichten ab, die heute als Platten in den Steinbrüchen abgebaut und als Baumaterial, Boden- und Dachbelag sowie für Wandvertäfelungen seit Menschengedenken in den Gebäuden Verwendung finden. Die in unserem Raum anzutreffenden Gesteine bildeten sich in der Zeit des mittleren und oberen Weißen Jura vor 150 bis 140 Millionen Jahren und bestehen hauptsächlich aus hellem Kalk- und Dolomitengestein. Vor 130 bis 65 Millionen Jahren war unsere Gegend bereits Festland, nachdem sich der Meeresgrund erhoben hatte und das Wasser nach Süden verdrängt wurde.
Als sich über Jahrmillionen hin die Riffe durch stete Algenablagerungen bis zu einer Höhe von 500 Metern auftürmten, entstanden die für das Altmühltal prägenden Felswände und Kuppen, die unserer einmaligen Landschaft diese karge Schönheit verleihen. Als charakteristisch und fast als Wahrzeichen für die urzeitlichen Felstürme im Altmühltal kann der "Mühlbergfels" zwischen Dollnstein und Breitenfurt bezeichnet werden.
Eis- und Steinzeit
Eiszeiten, die sich mit Wärmeperioden abwechselten, gestalteten die nächsten Jahrmillionen unserer Region. In den "Warmzeiten" waren Höhlenbär, Braunbär, Hirsch, Bison, Wallnashorn und Eisfuchs in unserer Gegend heimisch, wie Ausgrabungen von 1949/50 in der Breitenfurter "Pulverhöhle" ans Tageslicht brachten. Gefundene Steinwerkzeuge aus den Grabungen bezeugen, dass zu dieser Zeit bereits der "Eiszeitjäger" in den Höhlen die Überreste seiner Jagdbeute hinterlassen hat.
Urdonau und Altmühltal
Die "Urdonau", die sich im Tertiär hoch über dem heutigen Talgelände aus dem jetzigen Wellheimer-Trockental ihren Weg mit tiefen Einschnitten nach Dollnstein bahnte, wurde von den Felsformationen des Schäferberges, des Stupberges, des Burg- und Kirchenfelsens und an der Mühlbergleite vom Mardersfelsen abgelenkt und in das heutige Bett der Altmühl nach Kehlheim abgeleitet. Wiederum Millionen Jahre später, etwa vor 200.000 Jahren, schuf sich die Donau durch Verbauungen aus abgelagertem Geröll der Moränen aus der Alpenregion zum Steppberg-Neuburger Tal hin einen neuen Verlauf über Ingolstadt nach Kehlheim.
Kultur und Menschen im Altmühltal
Zahlreiche Reste kulturgeschichtlicher Vergangenheit lassen sich anhand von Funden aus Höhlen, Grabhügeln und Befestigungsanlagen in unserer Gegend belegen. Teile des römischen Limes und der Römerstraßen sowie Burgruinen sind bis in unsere Zeit erhalten geblieben.
- während der Steinzeit
Bereits in der Steinzeit vor etwa 25.000 Jahren hinterließen eiszeitliche Jäger Spuren ihrer Anwesenheit in den Höhlen von Breitenfurt, am Mühlberg und im Beixenharter Forst, wie Funde von Werkzeugen aus Hornstein beweisen. Erst vor zirka 7.000 Jahren begann der umherziehende steinzeitliche Jäger in unserer Region sesshaft zu werden und seinen Lebensunterhalt mit Ackerbau und Viehzucht zu bestreiten. Der Dollnsteiner Raum dürfte allerdings nur durchstreift und nicht längerfristig besiedelt gewesen sein.
- während der Bronze- und Eisenzeit
Erst ab der frühen Bronze- und späteren Eisenzeit lässt sich eine dauerhafte Besiedlung unseres Raumes nachweisen. Ein Bronzebeil, in der Nähe Dollnsteins gefunden, und ein Bronzemesser geben deutliche Hinweise auf eine menschliche Siedlung. Auf Relikte aus der Eisenzeit stieß man 1923 in Dollnstein beim Bau eines Wohnhauses. Dabei wurde der Standort einer vorzeitlichen Eisenverhüttungsstelle entdeckt.
In der älteren Eiszeit, der Hallstatt-Zeit, war gerade das Altmühltal wegen seiner Lagerstätten an Eisenerz eine Rohstoffquelle für die Eisenverhüttung.
- während des Mittelalters
Die Dollnsteiner Burg
Von einer spätmittelalterlichen Mauer umschlossen, krönte sie auf dem den Inneren Markt beherrschenden etwa 90 Meter langgezogenen Felsbuckel. Die Vorburg erstreckte sich an der Ostseite am Fuße des Felsrückens und war von einem Wassergraben, der mit der nahe gelegenen Altmühl verbunden war, umgeben. Der Burgvorhof beherbergte die Wirtschaftsgebäude, deren Entstehung nach einer dendrochronologischen Untersuchung um das Jahr 1445 datiert werden konnte. Der Zugang zum Burgvorhof erfolgte über einen zweigeschossigen Turmbau. Eine Zeichnung der Burg hat der Zimmermeister Josef Ruf 1850 aus der Erinnerung angefertigt. Danach bestand die Hauptburg aus drei Gebäuden mit Satteldächern, die miteinander verbunden waren. Im Norden der Anlage befand sich ein zweigeschossiger Bau mit dem Burgfried. Ein mittleres Gebäude war sogar dreistöckig, ebenso das südliche Gebäude.
Burg Dollnstein früher
- während des ausgehenden Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit
Das Ende der Burg
kam mit der Versteigerung der Burganlage nach der Inbesitznahme von Teilen der Hochstifte von Eichstätt, zu denen auch Dollnstein zählte, durch Österreich. Sieben Dollnsteiner Bürger erwarben am 9. Mai 1804 vertraglich das Burggebäude und nutzten das Gestein der Gebäude für ihre profanen Bauwerke. Der Weilheimer Pfarrer Boheim bezeichnete 1860 die Hauptburg als "greulich verwüstete Ruine".
Dollnstein im 30jährigen Krieg
Im April 1632 hatte der Markt dank seiner sturmfesten Wehrmauern erstmals einen Angriff der Schweden erfolgreich abgewehrt, die neben der Marktübergabe auch noch einen erheblichen Kriegstribut einfordern wollten. Als die Schweden aber in den Jahren 1633 und 1634 abermals die Mauern des Marktes berannten, flüchteten die Bewohner in die umliegenden Wälder. Wegen der Übergriffe der Dollnsteiner auf die Schweden, gingen diese immer grausamer gegen den Rest der im Ort verbliebenen Einwohner vor. Dabei ließ ein Großteil der Bevölkerung sein Leben, und nahezu der gesamt Ort versank in Schutt und Asche. Erst nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen 1634 begannen die zurückgekehrten Dollnsteiner wieder mit dem Aufbau ihrer verwüsteten Gebäude.
Kirchturm und Pfarrhof
Nach einem Blitzeinschlag in den Kirchturm 1727 plante der fürstbischöfliche Baumeister Gabriel de Gabrieli den neuen Kirchturm mit seiner bis heute charakteristischen Dachform. 1744 schuf er neben der Kirche den Pfarrhof. Die Kirche selbst dürfte in ihrem ältesten Teil um 1063 als Langhaus mit einer kleinen Apsis vollendet worden sein. Anfang des 14. Jahrhunderts entstand der gotische Chor mit seinen um 1355 geschaffenen, kostbaren gotischen Fresken. Nach dem zweiten Weltkrieg wurden am Kirchengebäude gravierende Umbauten vorgenommen. So wurden die Durchbrüche zu den Seitenschiffen mit Rundbögen versehen, eine Kanzel aus Marmorstein ersetzte das ehemalige hölzerne Kanzelgestühl, die vormals bunten Glasfenster wurden gegen farblose Glasflächen ausgetauscht, und das baufällige Deckengewölbe des Hauptschiffes wurde mit einer massiven Bohlendecke versehen. Nach verschiedenen kleineren Instandsetzungen Anfang der 70er Jahre wurde dann eine Generalsanierung des Kirchengebäudes vom Dach bis zu den Grundmauern sowie eine gründliche Innenrestaurierung vorgenommen, die Ende der 70er abgeschlossen wurde.
Der Dollnsteiner Pfarrhof, erbaut von Gabriel de Gabrieli.
Dollnstein im 20. Jahrhundert
In der Zeit ab 1920 kam es zu stürmischen Veränderungen im vormals verträumten Marktflecken. Allein anhand der Bevölkerungsstatistik lässt sich dies beweisen. So stieg die Zahl der Einwohner mit den einzelnen Ortsteilen von 1.757 im Jahre 1900 auf rund 2.900 in den 90er Jahren, wobei sich allein die Bevölkerungszahl im Jahre 1946 wegen der Flüchtlingszuwanderungen von 1.969 Einwohner auf 2.911 wuchs. Erwähnenswert wäre noch die Gebietsreform von 1972. Mit Wirkung vom 1. Januar wurden die Gemeinden Breitenfurt und Eberswang mit Hagenacker dem Markt Dollnstein zugesprochen. Die Gemeinde Obereichstätt wurde als letzter Gemeindeteil am 1. Mai 1978 in den Markt aufgenommen. Die Ausweitung des Ortskerns nahm zwischen den Weltkriegen ihren Anfang, steigerte sich in den Nachkriegsjahren, in den fünfziger Jahren, drastisch und hält bis heute an. Baugrund wurde wegen der großen Nachfrage mit der Erschließung von Bauland für Dollnstein an der "Sonnleiten", im "Figurweg" und im "Bodenfeld" in den Jahren von 1964 bis 1973 geschaffen. Für Breitenfurt wurden Bauabschnitt "Breitenfurt Süd" und "Breitenfurt Nord" 1974 und 1982 ausgewiesen. In Dollnstein folgte noch die Schaffung von Bauland "Am Anger", den "Steinäckern", im "Moos", im "Trockental", im "Bodenfeld" und als derzeit letztes Baugebiet am "Pfaffenbügel". Obereichstätt stellte Baugebiete "Am Wasserwerk", im "Maierspoint" und am "Westend" zur Verfügung.
Marktplatz Dollnstein in den 50er Jahren
Dollnstein im 21. Jahrhundert
Getan hat sich in der Gemeinde Dollnstein seit dem Jahr 2000 vieles. Heute ist der Markt Dollnstein neben einem bescheidenen Industriestandort überwiegend ein aufstrebender Fremdenverkehrsort, der mit der Schaffung von Arbeitsplätzen und einer modernen Infrastruktur bestrebt ist, eine Zentralrolle im westlichen Landkreis einzunehmen. Zur Belebung des Ortsbildes und zur besseren Darstellung des Ortes wurden verschiedene Anstrengungen für die Einwohnerschaft und dem Tourismus unternommen. So reifte nach langen Überlegungen der Entschluss, die Wiederherstellung der ruinösen Burghofgebäude in Angriff zu nehmen, nachdem ein praktikables Nutzungskonzept erstellt wurde. Von 2005 bis 2012 wurden die Sanierungsarbeiten vorangetrieben. 2013 konnte die Sanierung der Burg bis auf den Ausbau des oberen Stockwerkes abgeschlossen werden. Die archäologischen Untersuchungen zur Entstehungsgeschichte der Burg wurden vom Archäologen Dr. Mathias Hensch durchgeführt und wissenschaftlich dokumentiert. Die Planung und Bauaufsicht lag in den Händen von Architekt Karl-Heinz Häffner aus Weißenburg. Heute werden in den sanierten Vorburggebäuden Exponate zu Burgen des Altmühltals, zu Fluss- und Landschaftsgeschichten, zu Mensch und Natur sowie Landschaftsmalereien gezeigt. Hauptattraktion aber ist der 2007 bei den Sanierungsarbeiten entdeckte Münzschatz mit 4.000 Münzen. Die Burgräume werden des Weiteren für vom Arbeitskreis Kultur organisierte Musik-, Kabarett- und Theateraufführungen genutzt. Einmalig im Landkreis ist auch das revolutionäre neu erstellte Nahwärmenetz, das im Inneren Markt bereits teilweise installiert und in Betrieb ist. Auch in Sachen Photovoltaik zur nachhaltigen Stromgewinnung hat die Gemeinde einen richtungsweisenden Schritt unternommen.
Burghof Dollnstein heute
Besten Dank an den Author Heinz Kröplin, Dollnstein.
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- Geschrieben von: Webseitenadministrator - Fröhliche Brüder Dollnstein e.V.
- Kategorie: Der Markt Dollnstein und seine Geschichte
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